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Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät

Zeitzeugen des Holocaust in der UZH – Charlotte Knobloch

Unermüdliche Zeugin gegen das Vergessen: Charlotte Knobloch in der Ringvorlesung «Die letzten Überlebenden der Shoah». (Bild: Gamaraal Foundation)

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Gebannt lauschten fast 400 Besucher am 31.10.2023 der 91-jährigen Schoah-Überlebenden Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Jüdischen Gemeinde von München und Oberbayern, im Rahmen der Ringvorlesung «Die letzten Überlebenden der Shoah».

Nach der Einführung durch den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bern, Michael Flügger, berichtete die Zeitzeugin aus ihrer Kindheit unter dem Nationalsozialismus, und die Szenen ihres Lebens gingen den Zuhörenden unter die Haut. Da bekommt eine 4-Jährige plötzlich gesagt: «Unsere Kinder dürfen nicht mehr mit Judenkindern spielen.» Da wird der Vater von SS-Leuten zum Verhör abgeführt, und eine fremde Frau zieht das kleine Mädchen schnell in ihren Kinderwagen und fährt mit ihr davon, um sie in Sicherheit zu bringen. Charlotte Knoblochs Grossmutter wurde im KZ Theresienstadt ermordet, sie selbst wurde gerettet, weil eine katholische Bauernmagd sie in ihr Dorf nahm und als eigenes uneheliches Kind ausgab. Die Erfahrung des Grauens und die Wunder der Rettung haben Charlotte Knobloch zur unermüdlichen Zeugin gegen das Vergessen gemacht. Dabei hegt sie grosses Vertrauen gerade in junge Menschen, die die Erinnerung weitertragen und gegen Menschenverachtung einstehen sollen.

Das Publikum lauscht gebannt dem Zeitzeugenbericht von Charlotte Knobloch. (Bild: Gamaraal Foundation)

Es ist der Kooperation der Sigi-Feigl-Professur für Jüdische Studien mit der Gameraal-Stiftung zu verdanken, dass erstmals an der UZH Zeitzeugen des Holocaust zu Wort kommen. Gerade in der Zeit neu grassierenden Antijudaismus sind die Berichte der wenigen noch lebenden Zeitzeugen von besonderem Wert. Fortgesetzt wird die Veranstaltungsreihe mit dem letzten Zeitzeugenbericht von Agnes Hirschi (Bern) am 6.11 in KOH-B-10.

Prof. Dr. Jörg Frey