Religion in der Schule?
Herausforderungen in der Ausbildung zum Schulfach «Religionen, Kulturen, Ethik»
Religionen, Kulturen und Weltanschauungen spielen auch im 21. Jahrhundert eine grosse gesellschaftliche Rolle und ein kompetenter, toleranter und kritischer Umgang mit religionsbezogenen und ethischen Fragen ist für unser Zusammenleben zentral. Die dafür notwendigen Kompetenzen soll das Schulfach Religionen, Kulturen, Ethik (RKE) vermitteln, das u. a. in der Sekundarstufe I angeboten wird. Für Lehrpersonen ist der RKE-Unterricht eine vielschichtige und anspruchsvolle Tätigkeit, auf die sie auch im Rahmen einer fachwissenschaftlichen Ausbildung am Religionswissenschaftlichen Seminar der UZH vorbereitet werden.
Von Lea Sara Mägli
Artikel aus dem Magazin facultativ 2025
Im gesellschaftlichen Diskurs wird oft davon ausgegangen, dass wir uns in einem Zeitalter der Säkularisierung befinden und die Beschäftigung mit der Thematik Religion daher obsolet ist. Besonders erklärungsbedürftig ist aus dieser Perspektive, weshalb es ein obligatorisches Schulfach wie Religionen, Kulturen, Ethik (RKE) braucht. Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich, weshalb Schulunterricht, der sich mit Religionen, Kulturen und ethischen Fragen beschäftigt, nicht nur seine Berechtigung hat, sondern sogar stets an Bedeutung gewinnt und letztlich unverzichtbar ist, gerade in Zeiten von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen, KI und Fake News.
So kann das Schulfach RKE Kindern und Jugendlichen dabei helfen, in einer weltanschaulich und religiös pluralen Gesellschaft ihre Teilhabe aktiv zu gestalten und ihre Rechte einzufordern (auch später als Erwachsene). Sie lernen zum Beispiel, dass sie das Recht haben, frei von (religiös und kulturell bedingter) Diskriminierung zu leben, ihnen wird aber auch vermittelt, dass sie andere Ansichten respektieren müssen. Ebenso geht es darum, den gesellschaftlichen und medialen Diskurs mit Bezug zu Weltanschauungen, Kulturen und Religionen zu verstehen und kritisch zu hinterfragen. Dabei mangelt es nicht an Beispielen, die uns allen immer wieder begegnen: Seien es Abstimmungen (etwa zum Burkaverbot), religiöse Influencer:innen, religionsbezogener Rassismus und Diskriminierung wie antimuslimischer Rassismus oder auch Antisemitismus oder globale Konflikte, wie der aktuelle Nahostkonflikt, in welchem Religion immer wieder als Deutungsmuster erscheint.
Die obligatorische Volksschule, welche eine Mehrheit der Bevölkerung durchläuft, ist der ideale Ort, um Kompetenzen im Umgang mit solchen Phänomenen und Fragen zu erlernen und das Miteinander in einer weltanschaulich pluralen Gesellschaft einzuüben.